Die beste Atelierkatze der Welt

Eine Ode an eine Katze die meine Kunst liebte

Ihr Name war Prinzessin Miez von den Mülltonnen

Dort haben wir sie gefunden, auf dem Müllplatz in einer Kolonie streunender Katzen. Oder soll ich besser sagen: dort hat sie uns adoptiert. Sie sah aus wie ein 6 Monate altes Kätzchen, so winzig und dünn. Und sie durfte nur mit zu uns nach Hause, wenn sie in einer Katzenpension untergebracht würde, während wir auf Reisen wären. Zumindest habe ich das gesagt. Das war etwas, was wir uns in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr getraut hatten, weil wir das unserem älterer und kranken Kater Mauz nicht mehr zumuten mochten.

Das war der Plan. Doch die Dinge entwickelten sich anders. Miez war nicht 6 Monate, sondern eher 6 Jahre alt. Sie war offensichtlich eine ausgesetzte Katze, sie wusste sofort, wie man sich als Katze im Haus des Menschen gut benimmt. Und nach dem zweiten Diagnoseversuch wurde klar, dass nicht alles in Ordnung war, sondern dass sie ernsthaft krank war: Zahnfleischentzündung, FIV und mehr. Also keine Katzenpension – stattdessen viele regelmäßige Besuche beim Tierarzt. Aber auch viele kurze Ausflüge in katzenfreundliche Hotels und lange Fahrten im Auto. Auf unseren Fahrten zwischen Deutschland und Spanien – 2400 km pro Strecke – hat sie sich nie beschwert. Selbst als wir unseren großen und geräumigen Van gegen ein kleineres Auto tauschten, kam sie ohne Klage mit sehr wenig Platz aus.

Sie war eine Hauskatze, die Abenteuer liebte

Sie liebte es, zu reisen und Abenteuer zu erleben, und sie liebte es, neue Hotels zu erkunden (mit einer Vorliebe für die besseren, meine Seelenverwandte nicht nur in dieser Hinsicht), was in Spanien, wo Haustiere in Hotels nur selten erlaubt sind, nicht einfach zu finden ist. Die Transporttasche war ihr Paradies. Sie sprang hinein, wenn das Auto nach vielen Stunden ruhig wurde, um sicher zu sein, dass sie bei uns sein würde. Im Hotel bestand sie darauf, nicht nur das Zimmer zu inspizieren, sondern auch den aufregenden Flur, der sich hinter der Zimmertür befand. Es war eine Freude zu sehen, wie die weiße Spitze ihres Schwanzes wippte, wenn sie neues Terrain erkundete. Sie ging sehr gut an der Leine. Wir haben viele kleine Spaziergänge mit ihr gemacht.

Sie war die beste Atelier Gesellschaft der Welt

Miez liebte es, in meinem Atelier zu sein. Manchmal merkte ich gar nicht, dass sie leise hereinkam und einen Platz gefunden hatte. Andere Male war es ganz offensichtlich, dass sie da war. Entweder eroberte sie meinen Stuhl, sobald ich aufstand um etwas zu holen, oder sie bestand sehr intensiv darauf, auf meinem Schoß zu sitzen – egal, was ich gerade tat. Ich habe unglaubliche Arbeiten mit einer Katze auf dem Schoß gemacht – ich sage Ihnen, das ist nicht einfach, wenn man am Computer sitzt oder mit Acrylfarbe arbeitet. Acrylfarbe ist eine Farbe die aus einem Material besteht , wenn es einmal getrocknet ist, nicht mehr ausgewaschen werden kann. Nicht aus Kleidung und auch nicht aus Katzenfell. Spätestens um 18:30 Uhr erinnerte sie mich sehr deutlich daran, dass es jetzt Zeit wäre, in die Küche zu gehen. Wirklich,ganz ernsthaft – es ließ keinen Zweifel offen!
Ich glaube, sie mochte die entspannende Musik von ABC Radio, die ich höre, wenn ich im Atelier bin, und die ruhige und konzentrierte Atmosphäre. Und natürlich mich!

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Sie liebte den Körperkontakt mit meiner Kunst

Besonders meine farbenfrohen und oft frisch gemalten Werke hielt sie für einen besonders geeigneten Ort, um sich wohlig niederzulassen – die Prinzessin auf den Gemälden. Zu meinem großen Schrecken suchte sie oft Gemälde aus, deren Farbe noch nass war. Oder es zog sie zu den von mir sorgfältig sortierten Farbkarten um sich darauf nieder zulassen und sie ordentlich durcheinander zu bringen. Nicht einmal die nasse Palette hat sie schrecken können! Manchmal, wenn wir sie im ganzen Haus suchten, fanden wir sie ruhig und zufrieden eingerollt auf einem Stuhl in meinem Atelier, allein.

Manchmal war sie meine Inspiration

Ich bin wirklich nicht die große Katzenmalerin, doch manchmal konnte ich dem Wunsch nicht widerstehen, sie mit meinem Stift einzufangen. ABER…….

Aber…….

ich habe es nie geschafft, ihr schön gezeichnetes Gesicht, ihre Sanftheit und etwas, das man fast als Humor bezeichnen könnte, einzufangen. Sie war eine Katze, die man am liebsten auf den Schoß genommen hätte, um sie zu streicheln. Das mochte sie auch, und wenn nicht blieb sie aus Höflichkeit wenigstens ein Weilchen, auch wenn sie keine Lust dazu hatte. Sie war außergewöhnlich fröhlich und höflich – sie sprang nie auf den Schoß, ohne vorher mit einem kleinen “Miau” zu fragen. Sie war geduldig und ließ sich mit großem Vertrauen die ungeliebten Medikamente ins Mäulchen einflössen. Ihre ganze Kraft und Wut zeigte sie erst nach den Behandlungen beim Tierarzt. Sie hatte Selbstvertrauen und wusste, was sie wollte und hatte ihre Wege gefunden, uns das deutlich zu machen. Sie erzählte gerne und redete viel mit uns.
Sie war unser großer Schatz.
Am 16.02.2022 musste sie uns und diese Welt verlassen. Der Krebs hatte sich unter ihrer Zunge ausgebreitet.

Wir haben sie sehr geliebt und vermissen sie furchtbar.